Emmi Johannsen im Interview zu ihrem zweiten Borkum-Krimi »MORDSEESTRAND«

Wie ist die Idee zur Borkum-Krimi-Reihe um die beiden Ermittler Caro Falk und Jan Akkermann entstanden?

Bei einem langen Strandspaziergang mit meiner Hündin Aila hatte ich mir überlegt, wie schön es doch wäre, nicht nur einmal im Jahr nach Borkum zu reisen, sondern mir meine Lieblingsinsel auch nach Hause an den Schreibtisch zu holen. Da es auf Borkum keine Mordkommission gibt, stand für mich schnell fest, dass ich mit Caro Falk und Jan Akkermann zwei private Ermittlerfiguren entwickeln wollte, die ständig auf der Insel lebten. Dass ich Caro eine finnische Lapphündin mit dem Namen Aila an die Seite stellte, lag dann irgendwie auf der Hand. Außerdem war es mir wichtig, eine humorvolle Reihe zu schreiben. Ich wollte, dass die Leser:innen in Urlaubsstimmung kommen, bei einem spannenden Fall miträtseln und dabei aber auch immer wieder schmunzeln können.


Worum geht es im neuen Band MORDSEESTRAND? Was ist das besondere an der Geschichte, die Sie erzählen?

In MORDSEESTRAND findet ein kleiner Junge in seinem Eimerchen einen abgetrennten Finger. Die passende Leiche dazu wird erst viel später gefunden, aber Caro hat von Anfang an einen Verdacht, wer der Tote sein könnte. Denn ein bekannter Umweltschützer ist spurlos verschwunden. Das Thema Umweltschutz spielt in diesem Fall eine nicht unbedeutende Rolle und jeder, der schon einmal auf Borkum war, weiß, wie wichtig dieses Thema auf der Insel ist. Außerdem ist MORDSEESTRAND in gewisser Weise eine ostfriesische Hommage an Agatha Christie. Am Ende sammelt Caro Falk alle Verdächtigen um sich herum zusammen und pickt dann den einen wahren Mörder heraus. Mir hat das Schreiben ausgesprochen viel Spaß gemacht und ich hoffe, die Leser:innen werden ihn auch haben!

Ihre Krimis spielen auf Borkum. Was reizt Sie an diesem Setting besonders?

Seit meiner Jugend fahre ich mindestens einmal im Jahr nach Borkum. Ich kenne keinen Platz auf der Welt, auf dem die Strände so endlos lang und breit sind wie auf dieser Insel. Es gibt Ecken am Strand, von denen man noch nicht mal die Wasserkante sehen kann, weil kilometerweise Sand dazwischen liegen. Wenn man dort spazieren geht, ist man ganz für sich – egal, wie voll es sonst auch auf der Insel sein mag. Wenn dort ein Mord passieren würde, würde niemand etwas davon mitbekommen. Gleichzeitig würde für den Täter aber auch die Uhr ticken. Er müsste so schnell wie möglich von der Insel runter, da Flughafen und Fährverbindung sofort geschlossen würden, wenn man das Opfer findet. Diese Mischung aus trubeliger Urlaubsstimmung verbunden mit endloser Einsamkeit und gleichzeitigem Gefangensein auf der Insel fand ich sehr reizvoll für ein Krimi-Setting. Hinzu kommt die besondere Art, die den Ostfriesen eigen ist. Sie tragen nicht gerade ihr Herz auf der Zunge, wodurch die Ermittlungen auch unfreiwillig komisch werden können – für mich im Cosy-Crime-Genre eindeutig ein Vorteil.

Was gefällt Ihnen am Krimi-Genre?

Dass man sich darauf verlassen kann, dass am Ende der Täter gefasst wird und man das Buch beruhigt zuschlagen kann. Gerade in diesen unsicheren Zeiten weiß ich das zu schätzen. Am Ende haben sie den Bösewicht, so viel ist sicher.

Was ist Ihr Rezept für einen richtig guten Krimi?

Ein raffiniertes Mordmotiv, verbunden mit zahlreichen Verwicklungen und falschen Fährten, bei denen man selbst miträtseln kann, machen für mich einen guten Krimi aus. Wichtig ist auch, dass der Täter am Ende nicht wie Kai aus der Kiste springt. Er muss schon vorher zu einer der falschen Fährten zählen, wird vielleicht für unschuldig oder nicht sehr verdächtig gehalten und ist es am Ende dann doch. Kommt aber auf den letzten Seiten eine völlig neue Figur daher, die sich dann als Bösewicht entpuppt, bin ich als Leser:in enttäuscht.

Für die Zeit nach dem Lockdown, wenn man wieder reisen kann: Nennen Sie uns Ihre Top-5-Lieblingsreiseziele an der Küste?

Da ist natürlich als erstes Borkum. Dann möchte ich bald mal wieder nach England, die englische Küste finde ich gerade zum Krimi-Schreiben ungemein inspirierend. Die französische Atlantikküste und das Mittelmeer rund um die griechischen Inseln wären auch toll. Und seit ich als Kind Die Meuterei auf der Bounty gesehen habe, würde ich zu gerne mal nach Tahiti. Vermutlich wird das aber wohl eher ein Traum bleiben.

Wären Sie gern einmal in die Haut Ihres/Ihrer Protagonist:in geschlüpft?

Ehrlich gesagt nicht. Mordermittlungen wären mir im echten Leben zu nervenaufreibend.

Was ist der spektakulärste oder skurrilste Fakt, auf den Sie bei Recherchen gestoßen sind?

Dass beim Klaasohm – einem traditionellen Borkumer Volksfest – verkleidete junge Männer über die Insel laufen und jungen Frauen mit einem Kuhhorn den Hintern versohlen! Man stelle sich das in Köln oder Berlin vor! Undenkbar!