Ihr Thriller heißt im Untertitel „Welt ohne Morgen“. Hat unsere Welt, wie wir sie kennen, keine Zukunft?

Wie die Zukunft aussieht, weiß ich nicht, und mein Buch malt diesbezüglich auch keineswegs ein düsteres Bild. In meinem Thriller geht es aber um eine Gruppe von Menschen, die offenbar bereit ist, alles zu tun, um den Klimawandel zu stoppen. Diese Menschen rechtfertigen ihre Taten damit, dass wir, wenn wir jetzt nicht massiv handeln, in einer „Welt ohne Morgen“ leben werden. Ganz ähnlich fühlen derzeit im Übrigen Millionen von jungen Menschen in aller Welt. Sie spüren wegen des Klimawandels eine ganz reelle Sorge um ihre persönliche Zukunft. Eine Studie hat ergeben, dass mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland sehr große Angst vor dem Klimawandel haben. Die Frage ist aber nicht, ob unser Planet das am Ende alles übersteht, sondern ob wir als Menschheit den Klimawandel überleben werden. Die Erde kann auch ohne uns weiter existieren.

Über wenige Themen wird in den vergangenen Jahren so sehr gestritten wie über das Klima. Glauben Sie persönlich an den Klimawandel?

Tatsächlich scheint das Thema Klimawandel immer mehr zu einer Glaubensfrage zu werden. Die einen glauben an einen Klimanotstand auf unserem Planeten und gehen auf die Straße, die anderen halten das alles für übertrieben. Zum Teil ist dies auch ein Generationskonflikt. Die globale Erderwärmung ist aber keine Meinung, sondern ein Fakt. Klimawandel ist etwas, was wissenschaftlich belegt werden kann. Insofern sollten wir nicht weiter darüber streiten, ob es einen Klimawandel gibt, sondern, was wir dagegen tun können. Und an dieser Stelle setzt mein Roman an. Die Tatsache, dass der Klimawandel die Existenz ganzer Generationen bedroht, sehen manche als Legitimation für sehr radikale Maßnahmen. Für Kinder ist wohl Schule schwänzen die größtmögliche Regelverletzung. Dass sie dies tun, um auf den Klimawandel hinzuweisen, ist ein starkes Signal. Anderen genügt dies nicht: Sie legen mit Aktionen den öffentlichen Verkehr lahm. Behindern den Flugverkehr. Oder zünden SUVs an, weil diese als besonders klimaschädlich gelten. Dies sind alles auch Taten, um gehört zu werden. Und wenn die Politik dann nicht reagiert, gelangen wir schnell in eine Spirale, die zu immer radikaleren Protesten führen wird. Mein Thriller beschäftigt sich mit der Frage: Wo endet das? Wie weit sind Menschen am Ende bereit, für Klimaschutz zu gehen?

Ihr Roman führt den Leser unter anderem nach Kanada, Deutschland, Schweden, Ostafrika und Australien. Haben Sie die Handlungsorte alle besucht?

Es gibt nichts Schöneres für einen Autor, als zur Recherche für ein Buch um die Welt zu reisen. Zu vielen Handlungsorten habe ich eine persönliche Beziehung. Die Erfahrungen, die ich bei meinen Recherchen mache, versuche ich an die Leser weiterzugeben. Erst reise ich, dann schicke ich die Leser auf Reisen. Bei diesem Buch war es aber so, dass der Klimawandel ein globales Problem ist. Man kann nicht über Klimaschutz schreiben und dann an den Grenzen Deutschlands haltmachen. Daher war es von Anfang an klar, dass dies ein internationaler Thriller wird. Meinen Lieblingsort in dem Buch kann ich nicht verraten, weil dort die entführten Kinder versteckt werden. Aber es ist ein Platz, der mich schon seit Jahrzehnten fasziniert, weil er wie eine Metapher auf unser Leben in der westlichen Welt ist.

In Ihrem Thriller spielt auch die Geschichte von Peter Pan eine Rolle. Was fasziniert Sie an dieser Figur?

Praktisch jeder kennt Peter Pan. Dass die Geschichte von „Peter und Wendy“ von James Matthew Barrie stammt, weiß hingegen kaum jemand. Das zeigt, welche Strahlkraft diese Figur hat, die sogar ihren eigenen Schöpfer in den Schatten stellt. Peter Pan verkörpert als Märchenfigur die Unschuld und Sorglosigkeit der Kindheit, jene Sorglosigkeit, derer sich heute viele Teenager durch den Klimawandel beraubt fühlen. Gleichzeitig ist Peter Pan ein Kämpfer. Peter Pan selbst kommt in meinem Buch natürlich nicht vor, denn es ist ein Thriller, dessen Geschichte auch deswegen so erschreckend und spannend ist, weil sie tatsächlich so stattfinden könnte. Aber Peter Pan wirft seinen berühmten Schatten auf eine der Hauptfiguren. Mehr möchte ich auch hier nicht verraten.

Über den Autor

Tom Roth lebt nahe der Küste und liebt die Berge. Er arbeitete als Journalist, TV-Experte, Dozent und ist heute tätig als Rechtsanwalt und Notar. An der Universität forschte er zum Thema Klimawandel und CO2-Zertifikate. Seine bislang unter anderem Namen veröffentlichten Thriller sind weltweit übersetzt und erfolgreich.