Kommissar Konráð - Seine Kindheit, seine Eigenheiten, seine Familie, seine Hobbys

Konráð, geboren am 16. Juni 1944, ist durch und durch Reykjavíker und verbringt einen sonnigen Tag am liebsten mitten in der Stadt. Er ist pensionierter Polizeikommissar und wird mittlerweile nicht mehr von unerwarteten nächtlichen Anrufen aus dem Schlaf gerissen. Schon lange vor seiner Pensionierung war er seiner Arbeit überdrüssig, nicht aber seiner ehemaligen Kollegin Marta, mit der er immer noch in Kontakt steht. Des Öfteren bittet sie ihn um Rat.

Konráð ist groß und hört immer schlechter, wobei er sich stur weigert, ein Hörgerät anzuschaffen. Er wurde mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und Kraft in seinem linken Arm geboren, weshalb dieser etwas dünner und schwächer als der rechte ist. Das schränkt ihn jedoch in seinem Alltag nicht ein. Er ist nicht mehr ganz so agil wie früher, manchmal plagen ihn Steifheit und Schmerzen in seinen Gelenken, Füßen und in seinem Rücken. Ansonsten ist er kerngesund und fühlt sich nur selten krank, doch eine Tablette gegen den hohen Cholesterinspiegel nimmt er jeden Tag. Eigentlich kann er bei allem gut Maß halten, nur dem Rotwein ist er besonders zugetan. Er trinkt bevorzugt The Dead Arm, einen australischen Shiraz. Die Rebstöcke dieser Sorte weisen eine bemerkenswerte Verkümmerung auf. Sobald der Weinstock eine gewisse Größe erreicht hat, verdorrt eine seiner Reben und fällt ab. Dies stärkt die übrig gebliebenen Reben und ihre Beeren, sodass sie besonders kräftig und schmackhaft werden.

Konráð erlaubt sich gerne Streiche und kann gut über sich selbst lachen. Er ist begeisterter Fußballfan. Ständig verliert er sein Handy. Konráð leidet unter Schlaflosigkeit und hat schon einiges dagegen ausprobiert, wie Tabletten, Rotwein und Meditation, was alles nicht wirklich geholfen hat. Manchmal fällt es ihm schwer, sein Temperament im Zaum zu halten, und es ist schon vorgekommen, das eine dunklere Seite von ihm zutage trat.

Konráðs Familie kommt aus dem Norden, doch er wurde im Skuggahverfi-Viertel von Reykjavík geboren, wo er auch nach der Scheidung seiner Eltern bei seinem Vater aufwuchs. Wegen der Gewalttätigkeit und den Misshandlungen seines Vaters zog die Mutter mit seiner Schwester Elisabeth in die Ost-Fjorde, nach Seydisförður. Seine Mutter wollte auch ihren Sohn Konráð mitnehmen, doch sein Vater, ein brutaler Unmensch, bedrohte sie und bestand darauf, den Jungen bei sich zu behalten. Konráðs Mutter war so vor eine unmögliche Wahl gestellt, wobei sie immer geglaubt hatte, Konráð würde irgendwann doch noch bei ihr leben können. Daraus wurde jedoch nichts, es führte nur ihrerseits zu vielen Fahrten nach Reykjavík, um ihren Sohn zu sehen. Konráð und Elisabeth standen sich nie so nah wie andere Geschwister es normalerweise tun, doch versuchten sie dies als Erwachsene nachzuholen, jeder auf seine Weise. Nicht immer lief es wie erhofft. Elisabeth ist Single, arbeitet in einer Bibliothek und führt ein einfaches Leben.

Nicht nur war Konráðs Vater gewalttätig, sondern er war auch ein Trinker, Krimineller, Dieb und schlicht unberechenbar. Er fälschte und betrog, zog unter anderem gutgläubigen Leuten das Geld aus der Tasche. Oft kam es vor, dass Konráðs Mutter wegen seiner Prügel und Misshandlungen die Polizei rufen musste. Schließlich wurde Konráðs Vater ermordet. Er wurde mit einem Messer erstochen, doch weder der Täter noch die Waffe wurden jemals gefunden.

Konráð hatte keine glückliche Kindheit. Das schwierige Elternhaus hat tiefe Spuren in ihm hinterlassen und war zuweilen der Grund für quälende innere Konflikte, Gut und Böse zu unterscheiden. Konráðs Familienverhältnisse veranlassen einen inhaftierten Mann in der ersten Kriminalgeschichte mit Konráð (Verborgen im Gletscher, Kapitel sieben) zu diesen Fragen:

„Wie siehst du das? Kann man einen solchen Menschen unbeschadet überstehen? Solche Umstände? Steckt nicht etwas von ihm auch in dir? Ein kleines Schlitzohr? … Und dann wirst du selbst Polizist … Der Sohn dieses Mannes. Ist das nicht merkwürdig? Passt das zusammen?“

Mit den Jahren ermittelt Konráð immer häufiger im Mord seines Vaters. Zunächst ist es mehr ein Hobby, im weiteren Verlauf der Serie rückt dieser Fall jedoch immer mehr in Konráðs Fokus. Der Name von Konráðs Vater wird erst im vierten Teil der Serie verraten.

Die Schule besuchte Konráð in jungen Jahren nur ungern. Er brach eine Druckerlehre an der Berufsschule, dem Technical College Reykjavík, ab, glitt in den Alkoholismus ab und machte sich kleinerer Vergehen schuldig. Nach dem Mord an seinem Vater riss sich Konráð zusammen, ging zurück zur Schule und beendete seine Ausbildung. Einige Jahre später ging er zur Polizei, wo er Kommissar wurde. Während seiner Karriere war er ein Jahr lang wegen eines tätlichen Übergriffs ohne Gehalt suspendiert.

Erna, Konráðs Ehefrau, war Ärztin. Sie heirateten 1970, nachdem sie bereits einige Jahre zusammengelebt hatten. Sie bekamen einen Sohn, Hugo, der ebenfalls Arzt wurde. Ernas Vater war Bootsmann bei der Küstenwache. Erna und Konráð zogen in ein Reihenhaus in Arbaer (ein Viertel in Reykjavík) und später in ein alleinstehendes Haus in derselben Gegend. In diesem Haus lebt Konráð nun allein, seit Erna zur Wintersonnenwende 2010 infolge einer Krebserkrankung verstarb. Konráð ging kurze Zeit nach ihrem Tod in Rente. Er hört noch immer gern die Musik der 60er-Jahre, die er zusammen mit Erna damals für sich entdeckt hat.

Hugo Konráðsson lebt mit seiner Frau Sirri und ihren beiden Zwillings-Jungs im Grafarvogur-Viertel. Hugo wurde nach dem Vater seiner Mutter benannt und ist groß, schlank und gutaussehend. Er strahlt in jeder Lebenslage Ruhe und Gelassenheit aus. Er arbeitet in der Orthopädie des Universitätsklinikums, und Sirri führt ein Kosmetikgeschäft im Kringlan, dem Reykjavíker Einkaufszentrum. Manchmal, wenn sie etwas mehr getrunken hat, verhält sie sich ihrem Mann gegenüber unfair und herabsetzend. Die Enkel vergöttern ihren Großvater, und Konráð passt gerne auf sie auf, wenn Hugo beispielsweise zu einer Konferenz muss oder verreist. Beim Zubettgehen erzählt Konráð ihnen gern furchteinflößende Geistergeschichten – sehr zum Missfallen von Konráðs Schwiegertochter.